Bürgermeister von kalabrischem Flüchtlingsdorf bekommt Dresdner Friedenspreis

Preisträger Domenico Lucano - Fotograf: Oliver Killig

PRESSEMITTEILUNG

Mit dem 8. Internationalen Friedenspreis „Dresden-Preis“ wird am 12. Februar 2017 in der Dresdner Semperoper Domenico Lucano (Italien) geehrt. Der Bürgermeister von Riace schuf mit dem „Dorf des Willkommens“ ein einzigartiges Projekt des Miteinanders von Italienern und Flüchtlingen. 


Seit 18 Jahren werden hier in großer Zahl Migranten aufgenommen und mit Wohnung, Arbeit sowie Sprachunterricht in das Dorfleben integriert. Von derzeit 1800 Bewohnern Riaces kamen 550 als Flüchtlinge. Im Frühjahr wählte die Zeitschrift „Fortune“ Domenico Lucano als einen der „50 greatest leaders of the world“ neben Persönlichkeiten wie dem Papst und Angela Merkel. Auf Wunsch von Papst Franziskus wird Lucano im Dezember an einem Treffen europäischer Bürgermeister zum Flüchtlingsthema in der Päpstlichen Akademie teilnehmen. Inzwischen kommen aus aller Welt Besucher nach Riace, um sich dieses Maßstäbe setzende Modell im Umgang mit Migranten anzuschauen.

Zur Begründung der Preisvergabe an Domenico Lucano:

„So etwas kommt selten vor, dass der Bürgermeister eines winzigen Ortes jenseits der Metropolen der Welt manche starken Nationen beschämt. Domenico Lucano hat dies getan, indem er Mitmenschlichkeit zum einzigen Maßstab im Umgang mit Flüchtlingen machte. Während anderswo Zäune gebaut werden und um Aufnahmequoten gefeilscht wird, empfängt Riace seit 18 Jahren vor Krieg und Armut Geflohene mit offenen Armen. Und damit rettet man sich gegenseitig, die Einwohner von Riace die Migranten und die Migranten das kleine kalabrische Dorf, das vom Aussterben bedroht war. So wird in Kalabrien das vorgelebt, was Domenico Lucano ,Die Utopie der Normalität‘ nennt. In einer Welt, in der immer mehr Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, braucht es nicht noch mehr Angst vor Fremdem, nicht noch mehr Hass, sondern viel mehr Riaces und mutige, mitmenschliche Persönlichkeiten wie Domenico Lucano.“

Preisträger Domenico Lucano - Fotograf: Oliver Killig

Dr. Günter Blobel, Nobelpreisträger und Mitinitiator des Dresden-Preises

Der Dresden-Preis wird gefördert von der  Klaus Tschira Stiftung. Der Preis ist dotiert mit 10.000 Euro.

Die Laudatio auf den Preisträger hält Martin Roth. Der Laudator leitete von 2011 bis 2016 das Londoner Victoria & Albert Museum. Davor war er zehn Jahre Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Roth engagiert sich unter anderem in der Initiative „Eine offene Gesellschaft“.

Die Sängerin Etta Scollo, von Kritikern als „Stimme Siziliens“ gefeiert, wird bei der Preisverleihung in der Semperoper auftreten und auch eigene Songs zum Thema Flüchtlinge aufführen.

Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum moderiert die Veranstaltung.

Während der Preisverleihung wird ein Ausschnitt des Films „Il volo“ von Wim Wenders über Riace und das kalabrische Modell des Umgangs mit Flüchtlingen gezeigt. Nach den Dreharbeiten sagte Wenders 2010: “Die wahre Utopie ist nicht der Fall der Mauer, sondern das, was in Kalabrien erreicht worden ist, in Riace.”

Der Dresdner Friedenspreis wird seit 2010 jährlich in der Semperoper vergeben. Die bisherigen Preisträger waren Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow, der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim, der Kriegsfotograf James Nachtwey, der ehemalige sowjetische Offizier Stanislaw Petrow, der einstige sudanesische Kindersoldat und heutige Friedensaktivist und Musiker Emmanuel Jal, der Herzog von Kent sowie der Urvater der Whistleblower Daniel Ellsberg.

Die Preisverleihung ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Organisation Friends of Dresden Deutschland und der Semperoper Dresden und findet am Sonntag, den 12. Februar 2017 um 11 Uhr in der Semperoper statt.

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